Am Sonnabend, dem 10. September 2022, hat das WITAJ-Sprachzentrum wieder einen ganztägigen Bildungsausflug für Erzieherinnen und Erzieher veranstaltet. Diese führte diesmal nach Bergen bei Hoyerswerda. Erzieherinnen aus sechs Kindertageseinrichtungen trafen sich in der dortigen Bildungseinrichtung „Lutki“. Hier wird in zwei Krippen- und drei Kindergartengruppen nach der Witaj-Methode gearbeitet.
Die Leiterin Petra Sulk und drei sorbische Erzieherinnen berichteten den Gästen über ihre spracherzieherische Arbeit und über zahlreiche kulturelle Ereignisse im Laufe des Jahres, bei denen die sorbische Sprache, Kultur und Verbundenheit mit den Menschen im Dorf eine wichtige Rolle spielen. So ist es auch bei der Brauchtumspflege, beispielsweise dem für die Hoyerswerdaer Region typischen Zampern, bei dem Kinder von Haus zu Haus gehen. Ein weiteres Thema, über das die Erzieherinnen berichteten, war die sprachliche Situation in der Region. Obwohl in den Familien – bis auf einzelne Ausnahmen – nur deutsch gesprochen wird, nehmen doch alle Kinder an der sorbischsprachigen Erziehung in Kinderkrippe und Kindergarten teil. Weniger selbstverständlich ist das für die schulische Bildung.
Anregungen für den fachlichen Austausch zwischen den Erzieherinnen bot auch die Führung durch die Gruppenräume der relativ neuen Bildungseinrichtung. Im weiteren Verlauf der Fortbildung stellte die wissenschaftliche Mitarbeiterin des WITAJ-Sprachzentrums Jadwiga Kaulfürstowa das für die Veröffentlichung vorbereitete neue didaktische Material „Wir gehen in den Wald“ vor. Es handelt sich um eine Sammlung von Empfehlungen zur sprachlichen Bildung zum Thema „Wald“. Enthalten sind Wortlisten, neue und bereits veröffentlichte Lieder und Gedichte, Hinweise auf Veröffentlichungen von Erzählungen und Bildmaterial zum genannten Thema usw. Das Besondere ist, dass das didaktische Material zugleich die Bedürfnisse der Sorbisch lernenden Erzieherinnen berücksichtigt. Dafür wurden zu Fachtexten und Liedern Übersetzungen ins Deutsche sowie Vokabellisten angefertigt.
In einem weiteren Teil der Fortbildung gab es Möglichkeiten zur Unterhaltung und Kennenlernen des Dorfes und der Umgebung. Nach dem Mittagessen begaben sich nämlich die Teilnehmer mit der Seidewinkelerin Weronika Boswank auf einem Spaziergang durch Bergen. Unterwegs berichtete sie über die Entwicklung des Sorbischen in der Region und über die Bemühungen um die Sprache heute. In der Schrotholzscheune Pattoka begrüßten zwei „Lutki“ die Erzieherinnen mit Brot und einem winzigen Kräuterlikör. Birgit Pattoka stellte Kräuter aus ihrem idyllischen Garten vor und danach ihre künstlerisch bemalten und viele auch Sorbisch beschrifteten Glas- und Porzellanprodukte.
Auf der Veranstaltung zeigte sich erneut, dass das Interesse der Erzieherinnen am gegenseitigen Austausch beruflicher Erfahrungen, am Kennenlernen anderer Bildungseinrichtungen und didaktischen Materials, mit dem andere Kolleginnen gern arbeiten, groß ist. Möglichkeiten eines solchen fachlichen Austausches möchte das WITAJ-Sprachzentrum auch künftig – nicht nur in Form von ganztägigen Bildungsausflügen, sondern weiterhin auch in kleineren Regionalkreisen anbieten.