Der diesjährige Tag der Muttersprache, der international am 21. Februar begangen wird, ist ein ganz besonderer für die in der sächsischen Oberlausitz gesprochene obersorbische Sprache: Als erste Minderheitensprache in Deutschland wird sie in den Bing-Translator von Microsoft integriert. Dort kann Obersorbisch dann nicht nur ins Deutsche, sondern auch in über hundert andere Sprachen übersetzt werden – und umgekehrt. Übersetzt werden können einzelne Sätze oder ganze Dokumente auch in anderen Microsoft-Anwendungen wie Office 365. Zugrunde liegt eine KI-Technologie, die aus den Sprachdaten lernt. Je mehr das System benutzt wird, desto besser werden die Ergebnisse.

Bereits im Jahr 2014 hatte das WITAJ-Sprachzentrum der Domowina im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung von Microsoft-Mitarbeitern die Anregung bekommen, ein zweisprachiges Korpus mit Parallelsätzen in Sorbisch und Deutsch zu erarbeiten. Die Botschaft, dass solche Paralleldaten künftig Grundlage vieler digitaler Anwendungen sein werden, kam an.

Die Arbeit am Parallelkorpus weckte das besondere Interesse eines IT-Spezialisten, selbst auch Sorbisch-Lerner. Gemeinsam mit dem WITAJ-Sprachzentrum begann er, das kleine Korpus für Übersetzungsexperimente zu nutzen  ̶  mit Erfolg! Seit 2019 fördert die Stiftung für das sorbische Volk die Entwicklung des Übersetzungsprogramms. Im März 2021 wurde die erste Version von „sotra“ veröffentlicht – dem ersten Online-Übersetzungsprogramm Obersorbisch – Deutsch und Deutsch – Obersorbisch. Wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Weiterentwicklung kamen von Prof. Dr. Alexander Fraser vom Centrum für Informations- und Sprachverarbeitung an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Microsoft möchte den Erhalt schützenswerter Sprachen fördern. Dass Obersorbisch nun auch in den Bing-Translator aufgenommen und damit erstmals von einem großen Konzern in eines seiner Übersetzungsangebote integriert wurde, ist das Ergebnis solider und ausdauernder Teamarbeit und auch des Engagements der sorbischen Sprachgemeinschaft.